Bei allen Büchern die ich gelesen habe, gab es, wenn das Buch aus mehr, als einem Protagonisten bestand, zumindest eine Figur, die mich nicht gefesselt hat.
Das war bei „Es“ nicht anders, als bei „Herr der Ringe“ oder dem „Zauberberg“, wobei es hier eher die Dialogpartner waren.
Aus der Erfahrung mit Probelesern würde ich sagen, es gibt eigentlich kein Element, das den Geschmack aller trifft. Manchmal kommt man nah heran, sodass nur die ewigen Nörgler bleiben, für die „Josef und seine Brüder“ zu lang ist, beim „Glasperlenspieler“ Show-dont-tell fehlt und King literarischer Anspruch.
Es findet sich ja immer kein positives Ergebnis, wenn man Liter in Metern messen will.
Bei Figuren ist das ein heikles Problem. Denn, wenn ich 4 Figuren habe und jede gleich behandle, langweilt sich der Leser bei 600 Seiten auf 150. Jeder Leser in einem beliebigen Viertel, dessen Protagonist ihm nicht gefällt. Wenn es zwei sind, liest er vermutlich nicht weiter und nur der ewige Nörgler wird weiterlesen, um sich über alle vier zu beschweren.
Man hat es etwas leichter oder anders schwer, wenn man sich auf einen Protagonisten konzentriert und noch mehr, wenn man sich auf einen Schauplatz beschränkt. Dann muss man nur behagliches Füllmaterial finden, welches dem Leser zu dieser Figur und diesem Ort angenehm erscheint und so werden beide miteinander glücklich.
Aber was macht man mit dem Typ der langweilt?
Ich glaube, der Autor muss ihn mögen.
Ich glaube, der Autor muss all seine Figuren mögen oder er streicht sie besser oder lässt sie früh sterben.
Wenn selbst der Autor sich, beim gestalten langweilt, kann das nichts werden.
So kommt es im Buch, wie im wahren Leben, für den langweiligen Typen zum gleichen tragischen Ergebnis: er findet keine – Leser …
01/19 PGF