Wenn man liest, nimmt man nicht die stundenlange Phase des Schweigens wahr, die manchem Text, die manchmal einer einzelnen Zeile vorausging.
Gelesen wirkt jeder Autor beredt, frei von Irritation, klar und seiner Sache sicher.
Würde man ihn schreibend sehen: hadernd und zögernd, das Blatt oder die Tastatur wegschiebend, ohne Halt in sich, würde der Autor, als Autor vielleicht Bewunderung verlieren, aber der Mensch, der da sitzt, fände vielleicht ein Stück Bedauern, für sein einsames Ringen.
Denn es besteht ein arges Missverhältnis, zwischen diesen langen, leeren Phasen der Stille und den kurzen Phasen der sprudelnden Redseligkeit, welches oft mündet in ein: Und für dieses Wenige habe ich gelebt?
Es ist nicht das Verhältnis von Vollmond zu Neumond oder von Ebbe zu Flut; Zeilen sind eher, wie der Blitz im langen Schweigen des Gewitters, welches selbst nur eine seltene Erscheinung in den unzähligen Spielarten der Witterung ist.
Ob dieser Blitz hell leuchtet oder nur schwach glimmt – wer weiß?
11/18 PGF